Wie verstehe ich mein Pferd? Familienstellen mit und für Pferde – Interview mit Stefanie Hegmann

Stefanie Hegmann

Schon seit vielen Jahren kenne ich Familienaufstellungen für den Menschen. Auf der Pferdemesse in Kalkar habe ich Stefanie Hegmann getroffen, die (Familien) Aufstellung für und mit Pferden anbietet.  Ich habe sofort einen Termin bei ihr gemacht.

Zu unserer Vorgeschichte….bei meiner Stute wurde Ende 2013 (da war sie 13) die Diagnose Fesselträgerschaden hinten rechts gestellt. Die Heilung verlief mehr als zäh und so richtig wollte es nicht wieder werden. Anfang 2016 ging dann der linke Fesselträger kaputt und ich dachte einige Zeit, sie würde es nicht schaffen. Sie hat sich wieder erholt, wird nicht mehr geritten und läuft – inzwischen ohne Schmerzmittel – auf der Wiese. Ihr geht es gut, die Beziehung zwischen uns beiden ist jedoch ziemlich abgekühlt, da sie mit ihrer Herde auf der Wiese sehr glücklich ist. Dafür braucht sie mich nicht….dachte ich. Und dann kam die Aufstellung…

Die Aufstellung war für mich eine Möglichkeit zu schauen, was zwischen uns los ist.

Es war sehr bewegend und berührend. Es ist unglaublich, wie Donna mitgemacht hat. Wir haben es frei auf der Wiese gemacht – sie hätte also auch weg gehen können. Das hat sie aber nicht getan und ich war ganz gerührt, von den Erkenntnissen, die mir die Aufstellung für mich, mein Pferd und uns beide gebracht hat. Und von einer abgekühlten Beziehung war gar keine Rede mehr.

Nun durfte ich Stefanie interviewen, um euch das m.E. recht unbekannte Thema der systemischen (Familien)Aufstellungen mit Pferden näher zu bringen. Alle Informationen zu Steffi findet ihr hier Familienaufstellungen für Pferde

 

Liebe Stefanie, wie bist Du zum Familienstellen für Pferde gekommen?

Erst einmal vielen Dank, liebe Yvonne, dass ich etwas über das Familienaufstellen für Pferde (bzw. für Tiere) erzählen darf!

Ich habe mich in den letzten Jahren viel mit der Frage beschäftigt, wie man eigenverantwortlich die eigene Gesundheit, aber auch die des Tieres, unterstützen kann. Irgendwie ließ mich die ganzheitliche Betrachtung nicht los. Die eigenverantwortlichen Bausteine wie die (artgerechte) Ernährung, Haltung/ Umgebung und Bewegung reichten mir nicht aus, um gesund zu sein und sich wohl zu fühlen…obwohl es für mich weiterhin wertvolle Bausteine sind!

Auf der Suche nach diesem „fehlenden Puzzleteil“, habe ich Ende 2016 die „Pferdekonferenz“, die Antoinette Hitzinger ins Leben gerufen hat, für mich entdeckt. Die „Pferdekonferenz“ beinhaltet etliche Interviews verschiedener Pferde-Coaches, die Ihre Trainingsmethoden und Ihr Wissen über Pferde vorstellen. Eine bunte Palette von Themen und Ausbildern, für einen friedvollen Umgang mit dem Pferd. Dort habe ich zum 1. Mal vom „Familienaufstellen für Pferde“ gehört.

So wie Du, Yvonne, kannte ich das Familienaufstellen bisher nur für Menschen, und in diesem Zusammenhang auch, dass Pferde für die Menschen in den Aufstellungen mitwirken -als ehrliche und authentische Parteien. Aber das Aufstellen mit dem Fokus auf das Tier, war mir persönlich auch neu. Aber, na klar! Die Tiere haben auch ihre eigene Geschichte und genetische Abstammung! Demnach war ich vom Interview der Angelika Hutmacher, die dieses Thema vorstellte, sofort angetan!

DAS suchte ich!!! = den Baustein: „Seele“

Doch wie geht dies eigenverantwortlich? Ich musste das Aufstellen unbedingt ausprobieren! => Gesagt, getan.
Es war quasi Faszination vom 1. Moment an!

Mit gutem Einfühlungsvermögen und einer großen Portion Intuition ausgestattet,
machte ich mich schnell mit dem Thema der Aufstellung vertraut, so dass ich gleich die Ausbildung „Familienaufstellen für Pferde“ bei Angelika Hutmacher im Jahr 2017 gemacht habe. Mittlerweile ist es für mich DIE Methode, um mein Pferd zu verstehen.

 

Was kann sich der Leser nun unter einer Familienaufstellung für Pferde vorstellen?

Wenn also jemand ein Problem mit seinem Pferd hat oder etwas von/über sein Pferd/Tier wissen möchte, kann man über diese Methode sehr gut Antworten finden. Im Allgemeinen ist es eine sehr intuitive Vorgehensweise, in der man über das Fühlen sein Anliegen bewusst anschaut. Dabei entstehen Gedanken, Gefühle und Impulse, die neue Erkenntnisse und Energien in die Thematik einbringen. Ein Prozess beginnt, der Klarheit und neue Lösungswege zur Folge hat, u.a. bis hin zur Problemauflösung führt. In uns steckt vollkommene Familienenergie. Unsere genetische Abstammung sowie Lebenserfahrungen mit äußeren Umständen wie Familie, Beruf, Beziehungen, Umwelt, Gesellschaft usw. prägen uns und unsere Verhaltensmuster -vorwiegend unbewusst. Dies gilt ebenso für die Tiere 😉
So können z.B. alte und nicht aufgelöste Familienthemen aus früheren Generationen uns noch heute unbemerkt belasten. Diese nicht sichtbaren Dinge spielen eine wichtige Rolle im täglichen Umgang mit unserem Tier.

Da aber Alles mit Allem verbunden ist, kann man die jeweilige Energie zu einem Anliegen in einem Raum systematisch nachstellen und sich dieser bewusst machen. Sobald man sich einer Sache bewusst macht und sich der Thematik öffnet, entwickelt sich eine auflösende Energie…

Spannend, oder?

Nun zum Ablauf:

Vorab wird gemeinsam das Thema für die Aufstellung besprochen.
Die Anliegen können sehr vielfältig sein, wie z.B:

  • Warum hat mein Pferd immer wieder eine Kolik?
  • Welche Bedürfnisse hat mein Tier wirklich?
  • Warum beißt mein Esel immer um sich?
  • Warum ist meine Katze so verängstigt?
  • Was ist die Ursache für das Hautekzem meines Hundes?
  • Was kann die Beziehung zu meinem Tier noch verbessern?
  • Welche Trainingseinheit passt heute optimal zu meinem Pferd?

Die Antworten kann man gebrauchen, oder?

Es gibt verschiedene Aufstellungsmöglichkeiten:

  • Fokus auf das Anliegen
  • Fokus auf die Familienenergie
  • Vor Ort
    • Mit Pferd
    • Ohne Pferd
  • Bei mir im Büro
  • Per „Fernwartung“ (Telefon, Foto)

Der Kunde sucht sich Stellvertreter für sein Anliegen aus:
Stellvertreter für Besitzer, Tier, Thema sind bei mir Objekte,  wie z.B. Stühle, Püppchen, Pappschilder, Hufkratzer, Bürste, Kissen, alles Mögliche, was man als Objekt bezeichnet und gerade vor seiner „Nase“ findet …
Das Pferd oder das Tier ist hier kein Stellvertreter, es kann jedoch jeder Zeit gerne bei der Aufstellung anwesend sein. Sie wirken gerne mit J

Die Stellvertreter werden intuitiv im Raum positioniert.

Dann fühlt sich der Kunde (oder ich-je nach Aufstellungsart) so lange auf den verschiedenen Positionen ein, bis Impulse/ Gefühle dazu verleiten die Stellvertreter so zu versetzen, dass die Aufstellung im guten und positiven Gefühl steht und endet. Wie oben schon beschrieben, beginnt hier nun ein Prozess, der Energien im Thema positiv verändert. Blockaden lösen sich. Man bekommt einen anderen Blickwinkel und Klarheit, die zu neuen Lösungswegen führen. Eine Entspannung im Thema macht sich breit. Super toll, meines Erachtens!

Unterstützende Maßnahmen für den weiteren Weg werden gleichzeitig in der Aufstellung ermittelt. Falls meine Werkzeuge nicht zur jeweiligen Aufstellung passen, empfehle ich gerne auch andere Therapien aus meinem Netzwerk weiter.

Mein Fokus bleibt bewusst beim Tier, da ich der Meinung bin, wenn wir als Team unterwegs sein wollen, soll mein Partner „Tier“ auch mitreden können und Teil eines Dialoges sein, nicht eines Monologes (meist vom Besitzer aus). Mein Ziel ist es somit , auf die Ursache einer Krankheit und auf das Bedürfnis des Tieres oder der Mensch/Tier-Beziehung aufmerksam zu machen.

 

Gibt es ein besonderes Erlebnis bei einer Aufstellung?

Der Moment, in dem sich die Energien verändern! Die Tiere bemerken diese neuen Energien sofort! Auch wenn man vielleicht nicht so schnell ein Ergebnis sieht. Allein, dass man sich die Mühe macht und sich wirklich Zeit nimmt, für das Anliegen des Tieres, da kommt in jedem Fall Wertschätzung beim Tier über…und schon ist die Mensch/Tier-Beziehung mitgestärkt. Alles weitere zeigt sich mit der Zeit.

Die Reaktionen beim Menschen und/oder beim Tier zeugen bei mir immer ein „Gänsehaut-Feeling“. Ich bin sehr fasziniert von dem, was alles nur über das FÜHLEN erreicht und geklärt werden kann!…..

Jede Aufstellung ist für mich somit besonders und auch für die Teilnehmer sehr berührend. Ich denke, man muss es einfach mal selbst erleben!

 

Wann macht eine Aufstellung Sinn?

Eine Aufstellung macht Sinn, wenn ……………… IMMER!

Hat nicht jeder Tierbesitzer das Bedürfnis sein geliebtes Tier zu verstehen? Als Besitzer sieht man schon mal leicht „vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr“, da man emotional sehr nah zu einander steht. Wenn eine neutrale Person „mitguckt“, kommt man schneller auf Lösungen und andere Antworten. Auch für die persönliche Weiterentwicklung hat die Aufstellungsmethode sehr viel Gutes. Sehr cool, finde ich.

 

Möchtest Du den Lesern sonst noch etwas mitteilen?

Ja , ich würde ich mich sehr freuen, wenn ich den ein oder anderen nun neugierig gemacht habe, und meine Begeisterung für diese „Kommunikations-Möglichkeit“ ansteckend ist, so dass die Tiere davon profitieren können. Gerne helfe ich dabei, die Bedürfnisse des Tieres zu ermitteln. Es wird sehr dankbar sein 😉

Abschließen möchte ich gerne mit einem Zitat von Ullrich Schaffer:

„Geh Du vor“, sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich.“
„Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben“, sagte der Körper zur Seele. –

Auf dass Sie immer gut zu hören! 😉

Danke liebe Steffi für das sehr interessante Interview zu diesem spannenden Thema.

Näheres über Steffi und ihrer Arbeit findest du hier

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